📜 Der Familienname Demmin: Zwischen Sumpf, Rauch und einer Prinzessinnen-Legende
Wer in Mecklenburg-Vorpommern Ahnenforschung betreibt, kommt an einem Namen kaum vorbei: Demmin. Er gehört zu dieser Region wie die Backsteingotik und die weiten Felder. Auch meine eigenen Vorfahren trugen diesen Namen, der in meiner ostpreußischen Linie nach 1876 kurioserweise in Dammin umgewandelt wurde.
Vor Jahren machte ich mir die Mühe, alle Demmin-Familien aus den Kirchenbüchern herauszuschreiben, in der Hoffnung, sie zu einem großen Stammbaum zusammenzuführen. Doch ich musste lernen: Das ist unmöglich. Es sind viele eigenständige Familien, die oft nichts miteinander zu tun haben. Doch was verbindet sie alle? Die Antwort liegt in der alten Hansestadt Demmin und den slawischen Wurzeln des Landes.
🏰 Der Name als Herkunft: „Von Demmin“
Die Häufigkeit des Namens lässt sich recht einfach erklären: Es ist ein klassischer Herkunftsname. Im Mittelalter, als sich Nachnamen erst bildeten, wurden Menschen oft nach dem Ort benannt, aus dem sie kamen. Wer die Stadt Demmin verließ und sich an einem anderen Ort niederließ, war fortan „der Demminer“ oder „de Demmin“ (wie es in Urkunden des 13. Jahrhunderts oft heißt).
Da Demmin schon früh eine bedeutende Burg und Stadt war, zogen viele Menschen von dort fort – und nahmen den Namen mit. So entstanden viele genetisch getrennte Familienzweige, die nur den Ursprungsort teilen.
🔥 Sumpf oder Rauch? Die slawischen Wurzeln
Doch was bedeutet das Wort „Demmin“ selbst? Hier tauchen wir tief in die Geschichte der Slawen ein, die dieses Land lange vor den deutschen Siedlern bewohnten. Es gibt zwei spannende Theorien:
- Das Land im Nebel (Timänie): Die erste Theorie leitet den Namen vom slawischen Begriff timänie ab, was so viel wie „sumpfiges Gebiet“ bedeutet. Wer die Landschaft um Demmin kennt, geprägt von den Flüssen Peene, Trebel und Tollense und ihren weiten Feuchtgebieten, weiß, wie treffend diese Beschreibung ist.
- Der Rauch der Siedler (Dym): Eine zweite, sehr atmosphärische Hypothese führt zum altpolabischen Wort dym (oder dyminy), was „Rauch“ bedeutet. Dies könnte auf die Praxis des Brandrodens hinweisen – das Abbrennen von Urwald, um Platz für Siedlungen und Äcker zu schaffen. Ein Name, geboren aus Feuer und Rauch.
👑 Die Legende: „Dat Hus is din und min“
Wie bei vielen alten Namen, die man sich später nicht mehr erklären konnte, entstand im Volksmund eine wunderschöne Sage. Sie ist historisch nicht belegt, aber sie erzählt viel über den Humor und die Sprache der Region.
Die Legende erzählt von zwei Prinzessinnen, die einst das Schloss „Haus Demmin“ erbauten. Als das Werk vollendet war, sollen sie in feinstem Plattdeutsch gesagt haben:
„Dat Hus is din und min.“
(Das Haus ist dein und mein.)
Aus diesem „Din und Min“ soll der Name Demmin entstanden sein. Eine romantische Vorstellung, auch wenn die Wahrheit wohl eher im Sumpf oder im Rauch zu finden ist.

