🦠 Die Cholera in Langenhagen (1859): Wie der Tod mit der Butter kam
Krankheiten kennen keine Grenzen, und oft ist es nur eine kleine Unachtsamkeit, die das Schicksal eines ganzen Dorfes besiegelt. Im Jahr 1859 suchte die Cholera das kleine Dorf Langenhagen bei Techentin heim. Sechs Menschen mussten sterben – und alles begann mit einem Markttag.
🧈 Die verhängnisvolle Fahrt zum Markt
Im besagten Jahr wütete die Cholera bereits in der Stadt Goldberg. Die Behörden reagierten drastisch: Die Stadttore wurden geschlossen, niemand aus den umliegenden Dörfern sollte hinein, um eine Ausbreitung zu verhindern.
Doch zwei Bauern aus Langenhagen hielten sich nicht an die Warnungen. Die wirtschaftliche Not oder der Wunsch nach Gewinn trieb sie an: Sie wollten ihre Butter unbedingt auf dem Markt verkaufen (vermutlich in der Nähe oder durch Kontakt mit Infizierten). Ihr Geschäft machten sie vielleicht, doch der Preis war schrecklich hoch. Auf ihrem Rückweg ins Dorf brachten sie nicht nur leere Kiepen, sondern den „Schwarzen Tod“ des 19. Jahrhunderts mit nach Hause.
✝️ Das Sterben der Familie Pelzer
Die Krankheit schlug mit rasender Geschwindigkeit zu. Binnen weniger Tage raffte sie sechs Dorfbewohner dahin. Ein Blick auf die Liste der Toten enthüllt eine Familientragödie: Die Familie Pelzer wurde fast vollständig ausgelöscht.
Die Opfer der Cholera-Woche von Langenhagen:
- 6.9.1859: Sophia Catharina Maria Pelzer (62 Jahre)
- 7.9.1859: Hans Christoph Pelzer (54 Jahre)
- 8.9.1859: Ludwig Friedrich Christian Pelzer (28 Jahre)
- 11.9.1859: Maria Elisabeth Dorothea Meerkatz (36 Jahre)
- 12.9.1859: Dorothea Elisabeth Sophia Catharina Pelzer (26 Jahre)
- 13.9.1859: Friedrich Franz Theodor Meerkatz (5,5 Jahre)
Besonders tragisch ist das Schicksal der Maria Meerkatz: Ihr Ehemann steht zwar im Sterbebuch verzeichnet, aber nicht bei den Toten. Er scheint die Seuche, die seine Frau und das kleine Kind (Friedrich Franz Theodor) dahinraffte, überlebt zu haben. Ein einsamer Überlebender inmitten des Sterbens.
⚰️ Der verweigerte Friedhof
Die Angst vor der Ansteckung war so groß, dass sie selbst vor der Kirche nicht Halt machte. Der Pastor von Techentin verweigerte den sechs Toten die letzte Ruhe auf dem dortigen Kirchhof. Er fürchtete, die Leichen könnten die Erde vergiften und die Krankheit weiterverbreiten.
So blieb den Hinterbliebenen nichts anderes übrig, als ihre Toten fernab der Gemeinschaft zu bestatten. Sie wurden auf einem einsamen Feld, weit weg vom Dorf Langenhagen, in die Erde gelegt. Noch heute erinnert der Flurname „Cholera-Friedhof“ an jenen dunklen September 1859, als die Butter-Fahrt den Tod brachte.
