🥀 Gerettet vor dem Schotter: Der Grabstein der kleinen Elisabetha (1798)
Manchmal findet man Geschichte nicht in staubigen Archiven, sondern dort, wo andere nur Schutt sehen. Vor einigen Jahren stieß ich bei einem Steinmetz auf ein Stück Vergangenheit, das mich sofort berührte: Ein wunderschöner, aber zerbrochener Grabstein aus dem Jahr 1798.
Der Steinmetz kauft solche alten Steine auf, um sie vor der endgültigen Zerstörung zu bewahren. Denn normalerweise landen Grabsteine, deren Zeit abgelaufen ist, im Schredder und enden profan als Straßenschotter. Ich konnte nicht zulassen, dass diesem Stein dieses Schicksal widerfährt – und so nahm ich ihn mit in meinen Garten.
🏛️ Der Stein der Bischöfe: Unterberger Marmor
Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich der Bruchstein als echter Schatz. Er ist aus Unterberger Marmor gefertigt. Geologisch gesehen ist das kein echter Marmor, sondern ein sehr feiner, polierfähiger Kalkstein. Er wird in Fürstenbrunn bei Salzburg gebrochen und war schon damals ein Luxusgut.
- Kostbarkeit: Nur wohlhabende Familien („Gutbetuchte“) konnten sich diesen Stein leisten.
- Berühmtheit: Er ist so edel, dass sogar die Hauptfassade des Salzburger Doms komplett daraus erbaut wurde.

🧩 Spuren der Zerstörung & ein neues Leben
Der Stein hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Er diente wohl zwischenzeitlich zweckentfremdet als Wasserspeier, wovon eine Bohrung zeugt. Oben ist er leider abgebrochen. Was dort einst thronte, bleibt ein Rätsel. Vielleicht ein Kreuz? Oder eine Pietà? An der Bruchstelle lässt sich noch der Rest eines Fußes erahnen – vielleicht der von Jesus oder Maria?
Ich habe das Fragment im letzten Jahr mit Kunstharz geklebt und dem Wetter ausgesetzt, und er hat den Winter gut überstanden. Nun soll er in meinem Garten eine neue Bestimmung finden: Mein Mann wird in der alten Bohrung einen Wasserhahn befestigen. So wird aus dem Denkmal des Todes ein Quell des Lebens.
👧 Wer war Elizabetha Rosenbach?
Doch ein Grabstein ist nichts ohne den Namen, den er trägt. Ich habe mich auf Spurensuche begeben: Wer war die Person, an die dieser Stein erinnern sollte?
Es war die kleine Elizabetha Rosenbach. Ihr Leben war nur ein kurzes Flackern. Sie wurde ca. 1795 geboren und starb schon 1798, im Alter von nur drei Jahren.
- Die Eltern: Sie war die Tochter des Notars Franz Rosenbach (1775–1837) und seiner Frau Maria Bohn (1764–1815).
- Der Ort: Die Familie lebte im ungarischen Perbál (Perwall) im Komitat Pest-Pilis-Solt.
Dass der Vater Notar war, erklärt, warum sich die Familie diesen kostbaren Salzburger Stein für ihr Kind leisten konnte. Es ist traurig zu sehen, wie achtlos die Zeit oft mit solchen Erinnerungsstücken umgeht. Aber ich bin froh, dass Elizabethas Stein nun nicht unter dem Asphalt einer Straße liegt, sondern in guten Händen ist und seine Geschichte weiter erzählt wird.

