⛪ Die Feldsteinkirche von Marsow: Wo Glocken aus der Erde klingen
Manche Orte strahlen eine Ruhe aus, die Jahrhunderte überdauert hat. Die Kirche auf dem Friedhof in Marsow ist so ein Ort – ein wahres Schmuckstück aus uraltem Feldstein. Bereits im Jahr 1341 wurde sie das erste Mal urkundlich erwähnt. Wenn man vor ihren rauen Mauern steht, spürt man die Geschichte, die in jedem Stein gespeichert ist.
🔔 Die Sage vom untergegangenen Dorf Sekkevin
Wie bei vielen alten Orten ranken sich auch hier Mythen um den Ursprung. Eine alte Überlieferung erzählt eine wundersame Geschichte über die Kirchenglocken. Man sagt, sie wurden nicht gegossen, sondern auf einem Feld in der Erde gefunden.
Der Volksmund berichtet, dass auf diesem Acker einst ein Dorf stand, das den Namen Sekkevin trug und untergegangen sei.
- Der Ort: Dieses sagenumwobene Feld wird „Haidberg“ genannt und soll in Goldenbow, nördlich von Vellahn, liegen.
- Das Echo: Vielleicht klingen die Glocken von Marsow deshalb so besonders – weil sie das Erbe eines verschwundenen Ortes in sich tragen.
🏚️ Der Wandel der Zeit: Turm & Gruft
Das Gesicht der Kirche hat sich über die Jahrhunderte verändert. Wie man auf alten Fotografien sehen kann, kam der markante Glockenturm erst viel später hinzu. Erst in den Jahren 1911–1912 gab es große bauliche Veränderungen, bei denen der heutige Turm errichtet wurde.
Ein Stück Geschichte ist jedoch verloren gegangen: Rechts an der Kirche (auf dem alten Foto noch zu sehen) befand sich einst eine Gruft. Dort wurden die Mitglieder der Familie von Schilden zur letzten Ruhe gebettet. Wegen Baufälligkeit wurde dieser Anbau jedoch kurz nach der Aufnahme des Fotos abgerissen. Die Toten verloren ihr steinernes Haus.
🏛️ Die Bülow-Kapelle & der Architekt Willebrand
Neben der schlichten Feldsteinkirche zieht ein weiteres Bauwerk den Blick auf sich: Die große Grabkapelle der Familie von Bülow. Sie ist ein architektonisches Kleinod, denn ihr Schöpfer war kein Geringerer als Hermann Willebrand – ein bedeutender Architekt, dessen Bruder auf dem berühmten Schelf-Friedhof in Schwerin ruht.
Das Landeskirchliche Archiv Schwerin bewahrt noch heute den originalen Grundriss dieser Kapelle auf, auf dem man sogar Willebrands Unterschrift erkennen kann. Im Inneren oder davor zeugen schwere Grabplatten von der Geschichte der Familie; auf einer einzigen Platte sind 16 Familienmitglieder eingraviert. Ein Grabstein mit Kreuz bewacht noch heute den Eingang.
🥀 Der Friedhof: Eine Mauer aus Feldsteinen
Was diesen Ort so „heimelig“ macht, ist die Umfriedung. Ein großer Teil des Gottesackers ist von einer kleinen, liebevoll geschichteten Mauer aus Feldsteinen umgeben. Sie trennt den heiligen Boden von der weltlichen Umgebung.
Für den Ahnenforscher hält der Friedhof jedoch eine kleine Enttäuschung bereit: Es gibt leider kaum noch wirklich alte Grabmäler. Die meisten Grabstätten stammen aus jüngeren Jahren.
Der älteste Grabstein datiert auf das Jahr 1918.
Ein interessanter Zufallsfund weist sogar auf eine Herkunft aus dem Sudetenland hin.
Es ist schade, dass die ganz alten Steine verschwunden sind, denn sie verleihen einem Friedhof oft seinen tiefsten Reiz. Doch dank eines Vereins, der sich dem Erhalt der Kirche angenommen hat, bleibt zumindest das Herzstück – die Feldsteinkirche – für kommende Generationen bewahrt.



