Strohkirchen: Räuberischer Müller & die ersten Siedler

📜 Der räuberische Müller von Strohkirchen: Legende & Wahrheit

Wenn wir heute durch das mecklenburgische Dorf Strohkirchen fahren, ahnen wir kaum, welche düsteren Geschichten sich um seinen Namen ranken. Gab es hier einst eine Kirche, die mit Stroh gedeckt war? Das erzählen sich die Alten, die im 19. Jahrhundert lebten.

Doch eine andere, weitaus dunklere Legende behauptet das Gegenteil: Der Name stammt nicht von einem Gotteshaus, sondern von einem Mann, der die Gegend einst in Angst und Schrecken versetzte – dem Müller Strohkark.

🌲 Die fünf Familien im wilden Wald

Um den Ursprung zu verstehen, müssen wir zurückblicken in eine Zeit, als diese Gegend noch ein undurchdringlicher Urwald war. Es war kein Idyll, sondern harter Überlebenskampf.

Nur fünf Familien wagten es, sich in diesem Dickicht anzusiedeln. Sie waren die ersten Bauern des Dorfes, rodeten Lichtungen für ihre Felder und trieben die Tiere zur Mast in den Wald. Ihre Namen sind bis heute nicht vergessen:

  • Vick
  • Böck
  • Zander
  • Koß
  • Graack

Es ist ein berührendes Zeugnis der Beständigkeit, dass man die Namen Koß und Graack noch heute auf den Grabsteinen des dortigen Friedhofs findet. Sie sind die Wurzeln dieses Ortes.

⚔️ Die Hütten am Bach & die Gefahr

Diese ersten Siedler bauten ihre einfachen Hütten nah beieinander an einem Bachlauf. Nicht nur aus Geselligkeit, sondern aus purer Notwendigkeit: Sie mussten einander schnell zu Hilfe eilen können.

Denn der Wald hatte Augen. Kaum tausend Schritte oberhalb der Siedlung, am selben Bach, klapperte eine Mühle. Doch der Mann, der dort wohnte, mahlte nicht nur Korn. Die Legende berichtet von einem berüchtigten Müller namens Strohkark.

👺 Müllerei als Alibi

Strohkark war, so sagt man, ein Tyrann und Räuber. Die Mühle diente ihm nur als Fassade, als Alibi für seine kriminellen Machenschaften. Er lebte von der Wegelagerei und raubte Reisende aus, die den Wald durchquerten. Es heißt, er habe die fünf Siedlerfamilien in seiner direkten Nachbarschaft in Ruhe gelassen – vielleicht, weil er wusste, dass sie zusammenhielten, oder weil bei ihnen nichts zu holen war.

🕯️ Was bleibt vom Namen?

Hat der finstere Müller Strohkark dem Dorf wirklich seinen Namen gegeben? Fakt ist: Den Familiennamen Strohkark gibt es wirklich, er ist in Mecklenburg und Holstein verbreitet. Es ist also durchaus möglich, dass der Ort ursprünglich „Strohkarks Mühle“ oder ähnlich hieß und später verballhornt wurde.

Vielleicht stand dort aber doch einst eine schlichte Kapelle mit Strohdach. Wir werden es wohl nie ganz klären. Aber wenn der Wind durch die Bäume bei Strohkirchen weht, erzählt er noch immer die Geschichte der fünf tapferen Familien, die im Schatten des räuberischen Müllers ihre Heimat gründeten.