Blutwidderdienst: Hans Stainers Hinrichtung 1566

⚔️ Der Blutwidderdienst: Hans Stainer & das blutige Erbe von Salzburg

Es gibt Geschichten in der Ahnenforschung, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Viele meiner Vorfahren stammen aus dem Salzburger Land, einer Region, die für ihre atemberaubende Schönheit bekannt ist – aber auch für die gnadenlose Verfolgung derer, die dem „falschen“ Glauben anhingen.

Hunderte Jahre lang kämpften meine Vorfahren dort für ihren evangelischen Glauben. Doch das Schicksal meines 11x Urgroßvaters Hans Stainer sticht besonders hervor. Seine Hinrichtung im Jahr 1566 zog eine Strafe nach sich, die so ungewöhnlich war, dass sie noch Jahrhunderte später als „Blutwidderdienst“ bekannt blieb.

🔥 Hans Stainer: Bauer & Rädelsführer

Hans Stainer wurde um 1520 auf dem Hof Stain in Bischofshofen (St. Johann im Pongau) geboren. Er war ein Bergbauer, tief verwurzelt in der Erde, die seine Familie schon seit 1420 bewirtschaftete. Mit seiner Frau Catharina und den drei Söhnen Valentin, Sebastian und Bartholomäus führte er ein ansehnliches Leben.

Doch es war eine Zeit des Umbruchs. Der evangelische Glaube breitete sich aus, und das katholische Salzburg reagierte mit Härte. Im Jahr 1565 wagte Hans den Aufstand. Zusammen mit seinem Bekannten Wilhelm Egger rief er die Bauern zum Widerstand gegen die Kommissare auf.

Die Zeichen standen auf Sturm:

  • Sie verrammelten die Pässe und Wege.
  • Sie gaben Warnschüsse ab.
  • Sie läuteten die Wetterglocken, um das ganze Tal zu alarmieren.

Doch der Aufstand scheiterte. Zu wenige schlossen sich an, die Übermacht war zu groß. Hans und Wilhelm mussten fliehen. Während Wilhelm auf einer Alm gefasst wurde, floh mein Ahne Hans Stainer bis nach Wildenstein im Salzkammergut. Doch auch er wurde verraten.

🩸 Die Hinrichtung & das Urteil

Am 5. Juli 1566 klickten die Fesseln. Hans Stainer wurde nach Salzburg gebracht und noch im selben Monat durch das Schwert hingerichtet – enthauptet. Es bricht mir das Herz, wenn ich daran denke, dass meine Urgroßmutter Catharina und ihre Kinder dieses Schauspiel wohl mit ansehen mussten.

Der Hof Stain wurde der Familie weggenommen. Erst 1570 erhielten sie ihn zurück – doch der Preis war hoch. Die Obrigkeit dachte sich eine Strafe aus, die als ewige Mahnung dienen sollte: Den Blutwidderdienst.

🐏 Das Ritual der roten Widder

Was war dieser Dienst? Es war eine jährliche Bußleistung, die auf den Söhnen (und später meinem Vorfahren Valentin, der den Hof übernahm) lastete.

Jedes Jahr mussten sie zwei Widder nach Salzburg treiben. Das Besondere daran: Die Tiere mussten mit blutroten Wolltüchern bedeckt sein.

Diese Farbe war kein Zufall. Das Rot symbolisierte den roten Umhang des Bischofs (oder das vergossene Blut des Aufstands). Es war ein lebendiges Opfer, ein Gang nach Canossa, den die Familie Jahr für Jahr antreten musste. Unglaubliche 245 Jahre lang – bis ins Jahr 1811 – bestand diese Verpflichtung. Erst dann wurde sie beigelegt.

🕯️ Die Geschichte wiederholt sich

Es ist bemerkenswert und tragisch zugleich, wie sich das Schicksal in meiner Familie wiederholte. Fast 200 Jahre später, im Jahr 1732, mussten meine Ahnen erneut für ihren Glauben bluten.

Wieder gab es Unruhen, wieder gab es Rädelsführer. Einer davon war mein 7 x Urgroßvater Johannes (Hans) Gassner, der in den Kerker geworfen wurde. Und auch ein Nachfahre der Stainers war dabei. Am Ende stand die endgültige Vertreibung: Der 75-jährige Rupp Stainer und sein Sohn mussten ihre Heimat verlassen und den langen, bitteren Weg von den Alpen bis nach Ostpreußen antreten. In eine ungewisse Zukunft, aber mit dem Glauben im Herzen.