📜 Vom Barensteker zum Bornholdt: Eine Legende von 1388
Es ist ein seltenes Geschenk, wenn sich der Nebel der Jahrhunderte lichtet und wir einen direkten Blick auf einen Vorfahren werfen können, der vor über 600 Jahren lebte. Bei meiner Recherche im Kreis Pinneberg stieß ich auf meinen 11x Urgroßvater und eine Urkunde, die nicht nur ein Geschäft besiegelt, sondern den Ursprung eines ganzen Familienzweigs erklärt.
Wir schreiben das Jahr 1388. In einer Urkunde, die noch heute im Landesarchiv Schleswig-Holstein ruht, wird ein Mann namens Elar Barensteker erwähnt.
🐖 Der Beruf im Namen
Der Name, den Elar damals trug, war rau und direkt, wie das Leben im Mittelalter oft war. „Barensteker“ lässt sich recht unmissverständlich herleiten: Es bezeichnet den Berufsstand des Schweine-Kastrierers (vom mittelniederdeutschen Bâr für Eber/Bär und steker für Stecher/Schlachter). Ein ehrbares, aber blutiges Handwerk, das auf dem Land unverzichtbar war.
Doch Elar war mehr als das. Die Urkunde beschreibt ihn als „ordentlich zu Pflug besitzend“. Er war also ein wohlhabender Bauer, dem sogar die Einkünfte eines Hofes in Borstel vom Probst zu Bremen „geopfert“ (übertragen) wurden.
🌳 Die Erlen an der Quelle
Doch wie wurde aus dem Barensteker ein Bornholdt? Hier verlässt die Geschichte die trockenen Urkunden und geht in die Familienlegende über.
Die Überlieferung besagt, dass Elar seinen Namen änderte, als sich sein Land veränderte. Er soll an einer Quelle – im Niederdeutschen ein „Born“ – Erlen gepflanzt haben. Als diese Bäume über die Jahre wuchsen und zu einem stattlichen Gehölz – einem „Holt“ – herangereift waren, legte er den alten Berufsnamen ab.
Er nannte sich fortan Bornholzt (später Bornholdt). Wörtlich übersetzt: Das Gehölz an der Quelle.
💧 Ein Name als Landschaftsbild
Es ist faszinierend zu sehen, wie pragmatisch und doch poetisch unsere Vorfahren ihre Identität formten. Der Name Bornholdt ist bis heute in Schleswig-Holstein verbreitet und trägt noch immer das Bild dieser Landschaft in sich: Das frische Wasser der Quelle und der Schatten der Bäume.
Vom „Eber-Stecher“ zum „Hüter der Quelle“ – eine Namensänderung, die vielleicht auch einen gesellschaftlichen Aufstieg oder einfach den Wandel vom Handwerker zum sesshaften Landbesitzer markierte. Es ist immer wieder erstaunlich, welche Geschichten in einer einzigen alten Aktennotiz schlummern können.
